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Viele Christen glauben auch heute noch, auf Grund biblischer Aussagen wäre Homosexualität Sünde, und zitieren 3. Mose 18.

Ich gehe als Theologe davon aus, dass die biblischen Bücher von bestimmten Menschen mit einer bestimmten Absicht zu einer bestimmten Zeit geschrieben wurden. Mittelpunkt der ganzen Bibel ist für mich die liebevolle Zuwendung Gottes zunächst zu Israel (AT) und dann zur ganzen Menschheit (NT).

Wie soll ich die Bibel lesen ?

Evangelisch ist, die Bibel ernst zu nehmen, aber nicht wörtlich. Auslegungsschlüssel aller biblischen Schriften und Einzelbelegen: Was dem Evangelium entspricht („Was Christum treibet…“ M. Luther)Hier ein Beitrag, der ironisch - aber sehr präzise - beschreibt, was geschieht, wenn ich die Heilige Schrift wörtlich nehme, aber nicht ernst.

Dr. Laura Schlessinger ist eine US-Radio-Moderatorin, die Leuten, die in ihrer Show anrufen, Ratschläge erteilt. Kürzlich sagte sie, als achtsame Christin, dass Homosexualität unter keinen Umständen befürwortet werden kann, da diese nach Leviticus 18:22 ein Gräuel wäre.

Der folgende Text ist ein offener Brief eines US-Bürgers an Dr. Laura, der im Internet verbreitet wurde.
=====
“Liebe Dr. Laura,
Vielen Dank, dass Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht, seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, dass es sich dabei um ein Gräuel handelt. Ende der Debatte.

Ich benötige allerdings ein paar Ratschläge von Ihnen im Hinblick auf einige der speziellen Gesetze und wie sie zu befolgen sind.

1.       Wenn ich am Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, daß dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Lev. 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?

2.       Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?

3.       Ich weiß, dass ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich habe versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.

4.       Lev. 25:44 stellt fest, dass ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, das  würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?

5.       Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, dass er getötet werden muss. Allerdings: Bin ich moralisch verpflichtet, ihn eigenhändig zu töten?

6.       Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Gräuel darstellt (Lev. 11:10), sei es ein geringeres Gräuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?

7.       In Lev. 21:20 wird dargelegt, dass ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muss zugeben, dass ich Lesebrillen trage. Muss meine Sehkraft perfekt sein oder gibt's hier ein wenig Spielraum?

8.       Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Lev. 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?

9.       Ich weiß aus Lev. 11:24-26, dass das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Handschuhe anziehe?Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Lev. 19:19, weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt. Darüber hinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle/Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, dass wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammen zu holen, um sie zu steinigen (Lev. 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Lev. 20:14)

Ich weiß, dass Sie sich mit diesen Dingen ausführlich beschäftigt haben, daher bin ich auch zuversichtlich, dass Sie uns behilflich sein können.

Und vielen Dank nochmals dafür, dass Sie uns daran erinnern, dass Gottes Wort ewig und unabänderlich ist.

Ihr ergebener Jünger und bewundernder Fan,          Jake“


Zu den Bibelstellen, die gern sonst gegen Homosexualität angeführt werden:

         In 1. Mose 19 geht es um eine Verletzung des Gastrechts, um sexuelle gewaltsame Übergriffe, nicht um homosexuelle Liebe.

-          Im 3. Mose, 20, 13 steht, dass, wenn ein Mann mit einem anderen sexuell verkehrt, beide mit dem Tod bestraft werden müssen. 

Hintergrund des 3. Buches Mose, das übrigens ziemlich spät nach Mose von Priestern geschrieben wurde, ist der kanaanäische Tempel- und Fruchtbarkeitskult. Man verehrte die Sexualität als Gotteskraft und das bedeutete, dass sich neben den Priestern im Tempel auch so genannte „Lustknaben“ mit ihren Diensten zur Verfügung stellten. Denn man war der Ansicht, dass diese besonderen Sexpraktiken sich besonders günstig auf die Lebenskräfte der bäuerlichen Kultur, sprich: eine gute Ernte, auswirkten. Den Verfassern des 3. Buches Mose ging es, positiv ausgedrückt, um die Reinhaltung des Gottesglaubens (1. Gebot) gegen die massiven Einflüsse der religiösen Umwelt der damaligen Zeit. Dieser Gefahr ist Israel trotz der Mahnungen seiner Profeten immer wieder erlegen.

Fazit: Hinter dem Verbot, Homosexualität zu praktizieren, stand also das Verbot kultureller Verehrung anderer Götter. Deshalb diese radikalen Aussagen, die heute sicher nicht mehr in unsere Zeit passen.

Grundsätzlich ist zu überlegen, wie wir als Christen mit den jüdischen Gesetzen (neben den 10 Geboten über 500 Einzelgesetze) umgehen wollen.

-          In Römer 1, 26 und 27 geht Paulus davon aus, dass Menschen ihren normalen heterosexuellen Verkehr um die Variante Sex mit Gleichgeschlechtlichen erweitern, um ihre sexuellen Gelüste völlig auszuleben. Paulus will am Anfang des Römerbriefes darlegen, dass alle Menschen Sünder vor Gott sind, auch die Rechtschaffenen. Man lese Römer 2, 1 folgende! Es geht nicht um gleichgeschlechtliche Liebe, wie wir sie heute verstehen. Das konnte Paulus vor 2000 Jahren gar nicht im Blick haben.

-          In 1. Korinther 6, 9ff. finden wir einen Lasterkatalog, den Paulus aus der Ethik seiner Zeit übernommen hat. Dort werden diejenigen vom Reich Gottes ausgeschlossen, die homosexuellen Verkehr betreiben ( Luther: Lustknaben und Knabenschänder) ebenso wie Ehebrecher, Diebe oder Alkoholiker. Paulus argumentiert als Jude vom Alten Testament her und kennt die Bibelstelle 3. Mose 20.

-          In 1.Timotheus 1, 10 geht es wie in 1. Kor. 6 um sexuellen Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen, den ich wie Sie missbillige und der zu Recht in unserem Staat unter Strafe steht.

Fazit:

An keiner Stelle der Bibel steht, dass Gott die gleichgeschlechtliche Zuneigung und Partnerschaft verbietet. Es sind Menschen in ihrer jeweiligen Zeit und Kultur vor 2000 Jahren gewesen, die meinten, in Gottes Auftrag zu sprechen und entsprechende Gesetze gegen Sex unter Männern aufgestellt haben.

Jesus hat nichts gegen Formen körperlicher Zuneigung unter Männern gesagt. Im Gegenteil: In Johannes 13, 23 ist von einem Jünger die Rede, den Jesus besonders liebte und der an seiner Brust liegen durfte. Und er war nicht verheiratet und hatte wahrscheinlich auch keine Kinder. Er wäre ein schlechtes Beispiel für eine Pfarrfamilie!


 
     
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